Rechtsschutzversicherung nachträglich abschließen (Rückwirkender Versicherungsschutz)
Wie praktisch wäre es, eine Rechtsschutzversicherung nachträglich abschließen zu können. Und zwar bei Bedarf, wenn ein Schaden eingetreten ist und man als Versicherungsnehmer auf eine Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeiten angewiesen wäre.
Leider ist dies in der Praxis nicht so einfach. Versicherer sind in der Regel auf Prämienzahlungen angewiesen, die schadensfrei bleiben. Wann und auf welche Art eine rückwirkende Rechtsschutzversicherung dennoch möglich ist, erfährst du in diesem Beitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Rückwirkende Rechtsschutzversicherungen ohne Wartezeit sind eine Ausnahme von der Regel. Normalerweise musst du mit Wartezeiten rechnen, bevor dein Rechtsschutz greift.
- Rechtsschutzversicherungen legen je nach Rechtsbereich, den deine Police abdeckt, unterschiedliche Wartezeiten fest.
- Einen Rechtsschutz rückwirkend abschließen ist möglich, kann jedoch zu Einschränkungen bei den Leistungen führen.
- Keine Wartezeiten gelten etwa beim Verkehrsrechtsschutz, bei dem die Wirkung des Versicherungsschutzes normalerweise gleich bei Vertragsabschluss gilt.
- Die Wartezeiten sind auch im Nutzen der Verbraucher, bzw. Kunden der Versicherungen. Beispielsweise werden dadurch die Kosten für die Versicherungsgemeinschaft niedriger gehalten.
Was bezahlt die Rechtsschutzversicherung?
Deine Rechtsschutzversicherung bezahlt im Falle eines Rechtsstreits die Gebühren für Rechtsanwälte, Gerichtsgebühren, Entschädigungen für Zeugen sowie Kosten für Sachverständige und Gerichtsvollzieher. Oftmals werden auch Reisekosten zu einem Gericht außerhalb des Landes bezahlt. (1)
Wann greift die Rechtsschutzversicherung?
Die Rechtsschutzversicherung greift nach dem Ablauf der sogenannten Karenzzeit – einer Wartezeit, die in der Regel bei drei Monaten liegt – bei abgesicherten Streitigkeiten vor Gericht. (2)
Die Rechtsschutzversicherung erbringt dabei Leistungen bis zur vereinbarten Deckungssumme gemäß Vertrag, den du abgeschlossen hast. Dies gilt auch, wenn du eine Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit abgeschlossen hast.
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Rechtsschutzversicherung nachträglich möglich?
Klassisches Beispiel: Im Falle eines Verkehrsverstoßes kann eine rückwirkende Rechtsschutzversicherung bis zu drei Monate lang rückwirkend Versicherungsschutz bieten.
Obwohl die Rückwärtsversicherung in den meisten Fällen ausgeschlossen ist, kann sie bei bestimmten Vergehen – etwa bei Verkehrsverstößen – sofortige Hilfe bieten.
Üblicherweise gilt eine nachträgliche abgeschlossene Rechtsschutzversicherung bei den folgenden Ordnungswidrigkeiten bis zu drei Monate rückwirkend:
- Rotlichtverstoß
- Geschwindigkeitsüberschreitung
- Bußgeldbescheid und Fahrverbot
Gibt es eine rückwirkende Rechtsschutzversicherung?
In der Regel gibt es keine Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit. Als Versicherungsnehmer solltest du – je nach versichertem Rechtsbereich – mit Karenzzeiten von mehreren Monaten rechnen. Es gibt allerdings unter gewissen Umständen die Möglichkeit, eine Versicherung mit sofortigem Rechtsschutz abzuschließen.
Rechtsschutzversicherungen nachträglich abschließen – das musst du wissen
Es besteht die Möglichkeit, eine Rechtsschutzversicherung auch nachträglich abzuschließen. Diese deckt Rechtsstreitigkeiten ab, die bereits in der Vergangenheit liegen. Auch dies gilt jedoch mit Vorbehalt.
Als Versicherungsnehmer wirst du damit kaum gegen eine bereits ausgesprochene Kündigung deines Vermieters oder eine Abmahnung des Arbeitgebers vorgehen können. Das Angebot gilt ausschließlich für die Bereiche Verkehrsrechtsschutz sowie Mietrechtsschutz.
Allerdings sind hier nicht sämtliche alle Risiken abgedeckt. Übernommen werden die Kosten bei einem Unfall oder einer Verkehrsordnungswidrigkeit. Verfahren im Verwaltungsrecht beispielsweise sind durch die Versicherung nicht gedeckt.
Beim Mietrechtsschutz einer nachträglich abgeschlossenen Rechtsschutzversicherung hingegensind lediglich Mieterhöhung, Eigenbedarfskündigung und Kautionsrückzahlung abgedeckt.
Rechtsschutzversicherung nachträglich anpassen
Du hast auch die Möglichkeit, deine aktuelle Rechtsschutzversicherung nachträglich anzupassen. Das kann nötig werden, wenn sich deine Lebensumstände ändern und du der Ansicht bist, dass du zusätzliche Risiken (oder weniger davon) absichern solltest.
Je nach Situation kannst du dann von einer Kostenersparnis profitieren, wenn du deinen Tarif einschränkst. Im entgegengesetzten Fall – bei einer Erweiterung des Tarifs und dem Schutz vor zusätzlichen Risiken – musst du mit einer Erhöhung deiner Versicherungskosten rechnen.
Wichtig ist, darauf zu achten, dass dir bei einer nachträglichen Anpassung deiner Rechtsschutzversicherung nicht erneut Wartezeiten bei den Leistungen vorangestellt werden.
Warum gibt es die Wartezeit bei der Rechtsschutzversicherung?
Bei der Rechtsschutzversicherung gibt es für bestimmte Leistungen eine Wartezeit (Karenzzeit). Damit gewährleisten die Versicherer, dass Versicherungen nicht erst beim Eintritt eines Versicherungsfalles (z.B. einem Rechtsstreit) abgeschlossen werden.
Diese Regelung zur Wartezeit dient auch dem Schutz der Versicherungsgemeinschaft und sorgt dafür, dass diese nicht für bereits laufende Rechtsstreitigkeiten aufkommen muss. Wäre dies der Fall, müsste eine Beitragskalkulation bei den Policen angewandt werden, die für die Versicherungsnehmer nicht mehr finanzierbar wäre.
Übrigens haben Bereiche beim Rechtsschutz, die beim gerichtlichen Streit besonders hohe Kosten verursachen, die längsten Wartezeiten. Dies ist etwa beim Scheidungsrechtsschutz der Fall.
Wann gilt die Wartezeit bei der Rechtsschutzversicherung nicht?
Es gibt durchaus Fälle, in denen die Wartezeit bei der Rechtsschutzversicherung nicht gilt – etwa beim Anbieterwechsel mit lückenlosen Vorvertrag. Hier entfällt in der Regel die Wartezeit für alle Rechtsbereiche, die im alten Vertrag schon versichert waren.
Bedeutet also: Wenn du als Versicherungsnehmer einen bestehenden Vertrag kündigst und zu einem anderen Versicherer wechselst, entfällt die Wartezeit – jedoch nur dann, wenn dein neuer Vertrag nahtlos an den alten Vertrag anschließt.
Da in einem solchen Fall die Deckung noch über den alten Vertrag gewährleistet ist, bleibt der neue Versicherer bei einem Rechtsstreit zunächst leistungsfrei.
Zudem gibt es keine Wartezeit bei der Rechtsschutzversicherung im Verkehrsrechtsschutz sowie bei gewissen Sondertarifen von Versicherern.
Risikoprüfung bei rückwirkender Rechtsschutzversicherung
Der Abschluss einer rückwirkenden Rechtsschutzversicherung unterliegt in der Regel einer Risikoprüfung durch den Versicherer. Der Versicherungsschutz erfolgt damit selektiv. Das bedeutet für dich als Versicherungsnehmer, dass du nach der Beantragung einer Rechtsschutzversicherung vom Versicherer kontaktiert wirst.
Dieses Vorgehen dient der zuvor erwähnten Risikoprüfung. Bist du dann bereits in einen Streitfall involviert, bei dem es um einen Strafzettel von 50 Euro geht, hast du vermutlich gute Aussichten auf den Abschluss der rückwirkenden Rechtsschutzversicherung.
Schwieriger bis unwahrscheinlich wird es dann, wenn es um einen Rechtsstreit über einen vierstelligen Bereich oder größere Schadenssummen geht. Dann musst du als potenzieller Kunde mit einer Ablehnung durch die Versicherung rechnen.
Lohnt es sich, eine Rechtsschutzversicherung nachträglich abzuschließen?
Eine Rechtsschutzversicherung rückwirkend oder nachträglich abzuschließen, lohnt sich nur mit Vorbehalt und in gewissen Fällen. Üblicherweise musst du beim rückwirkenden Abschluss mit einer Beschränkung der Leistungen deiner Versicherung rechnen. Zudem erfolgt die Annahme deines Antrags für den Rechtsschutz nur nach der individuellen Risikoprüfung.
Daher ist es deutlich sinnvoller, deine Rechtsschutzversicherung proaktiv, vorbeugend und ohne konkretes Risiko abzuschließen.
Rechtzeitig für deinen Rechtsschutz sorgen
Es empfiehlt sich also klar, sich nicht erst nach Eintritt eines Schadensfalles oder von Rechtsstreitigkeiten um seinen Rechtsschutz zu kümmern. Als Vergleich kannst du dir eine Hausratsversicherung denken.
Kaum jemand würde auf die Idee kommen, nach einem Einbruch eine Hausratsversicherung abzuschließen – es besteht keinerlei Aussicht auf einen Versicherungsschutz.
Eine Versicherung basiert darauf, mögliche Risiken abzudecken. Die Prämien bis zum tatsächlichen Schadenseintritt sammelt der Versicherer, um damit die Schadensfälle seiner Kunden bzw. der Versicherungsgemeinschaft regulieren zu können.
Wie lang sind die Wartezeiten bei der Rechtsschutzversicherung?
Die Wartezeiten bei Rechtsschutzversicherungen betragen normalerweise drei Monate ab der Antragsstellung bzw. ab Versicherungsbeginn. Wie bereits angedeutet, gibt es in den allerwenigsten Fällen und nur bei gewissen Ausnahmen einen rückwirkenden Rechtsschutz.
Die Wartezeiten beim Rechtsschutz nach Rechtsbereichen
Die Wartezeit deiner Rechtsschutzversicherung kann sich je nach Rechtsbereich ändern und anderen Regelungen unterliegen.
Generell gilt, dass die Wartezeiten bei den einzelnen Rechtsbereichen sich oftmals nach den Kosten richten, die im Falle eines Rechtsstreits entstehen können. Je höher die potenziellen Kosten, desto länger die Wartezeit.
Ab wann ist die Rechtsschutzversicherung gültig?
Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: Am 1. April beantragt ein Arbeitnehmer eine Berufsrechtsschutz-Versicherung. Einen Monat später, am 1. Mai, erhält er die Kündigung des Arbeitgebers. Gegen diese Kündigung möchte der Arbeitnehmer rechtlich vorgehen.
Allerdings besteht bei diesem Rechtsstreit mit dem Arbeitgeber kein Versicherungsschutz, da die Wartezeit (Karenzzeit) nicht verstrichen ist.
Versicherungsfall in der Wartezeit der Rechtsschutzversicherungen
Rechtsstreitigkeiten, die während der Karenz- bzw. Wartezeit deiner Versicherung beginnen, werden nicht vom Rechtsschutz abgedeckt. Dies ist auch dann der Fall, wenn die allfälligen Rechtsstreitigkeiten erst nach Ende der Wartezeit vor Gericht kommen.
Entscheidend ist, dass sich der ausschlaggebende Grund des Rechtsstreits vor dem Vertragsbeginn oder während der Wartezeit ereignet hat. In beiden Fällen wird der Rechtsschutz höchstwahrscheinlich nicht mehr greifen.
Du solltest daher mit dem Vertragsabschluss nicht warten, bis sich ein Rechtsstreit abzeichnet, sondern deine Rechtsschutzversicherung als Vorsorgeversicherung betrachten.
Rechtsschutzversicherung rückwirkend und nachträglich – das Fazit
Eine Rechtsschutzversicherung, die rückwirkend deckt oder ohne Wartezeit absichert gibt es – wie bereits angedeutet – meist dann, wenn du die Versicherung bereits abgeschlossen hast und lediglich den Versicherer wechselst.
In diesem Fall geht der Versicherer davon aus, dass der Rechtsschutz lediglich aufgrund günstigerer Konditionen (neu) abgeschlossen wird, und nicht, weil ein Rechtsstreit bevorsteht.
Beachte aber, dass selbst hier die Absicherung und der Schutz durch die neue Versicherung unter Umständen erst nach einer Wartezeit gelten kann. Dies kann etwa dann der Fall sein, wenn die Leistungen des neuen Vertrags nicht genau denen deiner alten Rechtsschutzversicherung entsprechen.
Wenn du aber nichts riskieren möchtest und dir rechtzeitig gebotenen Schutz im Falles eines Rechtsstreits oder bei einem Verfahren wünschst, empfiehlt es sich, deine Rechtsschutzversicherungen rechtzeitig zu organisieren. (3)
Damit minimierst du die Gefahr, dass es unmittelbar vor Vertragsabschluss oder noch während der Wartezeit zu einer Rechtsstreitigkeit kommt und du den Anspruch auf Versicherungsschutz verlierst.
Quellen
- Statistische Übersicht der Beiträge und Leistungen der Rechtsschutzversicherungen in Deutschland: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6889/umfrage/beitraege-und-leistungen-in-der-rechtsschutzversicherung-seit-1976/
- Gerichtskosten einfach berechnen: https://www.smart-rechner.de/gerichtskosten/
- Wie sinnvoll ist der Rechtsschutz – ein Beitrag der Verbraucherzentrale: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/weitere-versicherungen/rechtsschutzversicherung-ueberfluessig-oder-sinnvoll-32194
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