Berufshaftpflichtversicherung für Physiotherapeuten

Das Wichtigste in Kürze

• Physiotherapeuten arbeiten täglich mit Menschen zusammen, sodass durch einen Fehler bei der Ausübung des Berufs schnell ein Schaden entstehen kann.
• Eine Berufshaftpflichtversicherung schützt vor den finanziellen Folgen von Personenschäden, Sachschäden und Vermögensschäden.
• Angestellte Physiotherapeuten sind meist über die Praxis versichert, sollten dies jedoch genau prüfen.
• Wer auf der Suche nach der idealen Absicherung ist, sollte unter anderem verschiedene Tarife vergleichen und die individuellen Berufsrisiken im Blick behalten.

Warum brauchen Physiotherapeuten eine Berufshaftpflichtversicherung?

Physiotherapeuten arbeiten ständig und intensiv mit Menschen zusammen. Aus dieser Arbeit heraus ergeben sich so einige Risiken. Immerhin besuchen meist die Personen einen Physiotherapeuten, die eine Verletzung oder andere Beschwerden haben.

Ein kleiner Fehler kann bereits dazu führen, dass die Verletzungen schlimmer werden oder sich andere Beschwerden einstellen. Fordert ein Patient Schadensersatz, kann das für den Physiotherapeuten teuer werden.

Physiotherapeuten gehören zu den Freiberuflern. Die Voraussetzung dafür ist, dass sie leitend und eigenverantwortlich tätig sind. Dann liegt ein freier Beruf vor. [1]

Als Freiberufler haftet der Physiotherapeut unbeschränkt mit seinem gesamten Privatvermögen. Hohe Schadensersatzansprüche können daher schnell mit finanziellen Schwierigkeiten einhergehen. Da kommt die Berufshaftpflicht für Physiotherapeuten ins Spiel.

Mit dieser Versicherung sind Therapeuten vor den finanziellen Auswirkungen von Schadensersatzforderungen geschützt. Doch ist die Versicherung Pflicht? Nein, die Berufskammer lässt es Physiotherapeuten offen, ob sie sich versichern oder nicht. Experten raten jedoch dringend dazu.

Welche Physiotherapeuten brauchen keine Berufshaftpflicht?

Grundsätzlich ist niemand dazu verpflichtet, eine Berufshaftpflicht für Physiotherapeuten abzuschließen. Dennoch ist der Versicherungsschutz natürlich ratsam. Es gibt allerdings auch Physiotherapeuten, bei denen eine Versicherung nicht notwendig ist.

Wer in einer Praxis angestellt ist, ist meist über seinen Arbeitgeber versichert. Berufshaftpflichtversicherungen für Angestellte sind in den meisten Fällen nicht nötig. Die Praxen haben meist so gute Versicherungen, in denen alle Mitarbeiter inkludiert sind.

Dennoch sollten angestellte Physiotherapeuten nicht blind darauf vertrauen, abgesichert zu sein. Es lohnt sich, vor Antritt einer Arbeitsstelle die Versicherungspolice des Arbeitgebers zu prüfen. Dadurch findet man heraus, ob der Schutz ausreichend ist oder ob man sich besser noch eine individuelle Versicherung zulegen soll.

Welche Schäden deckt die Berufshaftpflicht für Physiotherapeuten ab?

Grundsätzlich deckt eine Berufshaftpflicht für Physiotherapeuten all die Schäden ab, die ein Therapeut oder einer seiner Mitarbeiter bei anderen Personen verursacht. Dazu zählen sowohl Personen- und Sachschäden sowie Vermögensschäden oder Vermögensfolgeschäden.

Durch einen Behandlungsfehler kann sich der Zustand eines Patienten verschlechtern. Oder aber der Therapeut beschädigt versehentlich fremdes Eigentum.

Wenn eine Schadensersatzforderung gemacht wird, prüft die Berufshaftpflichtversicherung zunächst, ob der Haftungsanspruch gerechtfertigt ist. Wenn das nicht der Fall ist, wehrt die Versicherung die Forderungen ab. Wenn jedoch Anspruch besteht, übernimmt sie die Kosten.

Somit lassen sich die Leistungen folgendermaßen zusammenfassen:

• Die Berufshaftpflicht für Physiotherapeuten haftet bei Schadensersatzansprüchen Dritter.
• Die Versicherung wehrt unberechtigte Ansprüche ab.
• Mit der Berufshaftpflicht sind sowohl Therapeuten als auch ihre Mitarbeiter versichert.

Welche Leistungen bietet eine Berufshaftpflicht für Physiotherapeuten?

Welche Schäden die eigene Berufshaftpflichtversicherung für Physiotherapeuten abdeckt, hängt von Tarif zu Tarif ab. Die Modelle unterscheiden sich stark voneinander. Einige versichern nur gegen die gängigsten Schäden. Andere sind umfassender.

So empfiehlt es sich beispielsweise, sich über die Berufshaftpflicht zusätzlich gegen Umweltschäden oder Mietsachschäden zu versichern. Und auch der Schlüsselverlust ist ein gängiger Schaden.

Die Tätigkeitsbereiche von Physiotherapeuten können stark variieren. Deshalb ist ein individueller Versicherungsschutz das A und O. Man sollte bei Abschluss einer Berufshaftpflicht immer genau auf die Leistungen achten und die individuellen Risiken berücksichtigen.

Beispiele für Schadensfälle im Beruf eines Physiotherapeuten

Da die Möglichkeit, dass ein Schaden entsteht, im Beruf von Physiotherapeuten vielfältig ist, haben wir einige Beispiele zusammengesucht. Diese verdeutlichen, warum es sinnvoll ist, sich eine Absicherung zuzulegen.

Unfall an einem Gerät

Der Physiotherapeut weist eine Person in die Benutzung eines medizinischen Geräts ein. Er ist kurz abgelenkt und der Patient rutscht ab und verletzt sich. Im schlimmsten Fall bricht sich der Patient etwas und muss nicht nur ins Krankenhaus, sondern auch in die Reha.

Diese Kosten hat der Physiotherapeut zu tragen. Die Berufshaftpflicht übernimmt sie. Noch höher werden die Kosten, wenn der Patient selbstständig ist und ein Arbeitsausfall aus dem Unfall resultiert. Dann muss der Therapeut noch für den entstehenden Vermögensschaden aufkommen.

Bandscheibenvorfall

In der Therapie wird ein Patient mit Rückenschmerzen behandelt. Nach einigen Tagen verschlimmern sich die Schmerzen jedoch schlagartig und man stellt einen Bandscheibenvorfall fest. Dafür macht der Patient den Physiotherapeuten verantwortlich.

Nun muss die Berufshaftpflichtversicherung erst prüfen, ob die Anschuldigung überhaupt wahrheitsgemäß ist. Wenn sich der Haftungsanspruch als gerechtfertigt erweist, übernimmt die Versicherung die Kosten.

Beschädigung von Patientenhabe

Manche Physiotherapeuten machen auch Hausbesuche. In der Wohnung eines Patienten verschiebt der Therapeut einen Tisch, um mehr Platz für die Therapie zu haben. Dabei geht das Möbelstück kaputt.

Da es ein sehr teures Objekt war, fordert der Patient Schadensersatz. Auch bei diesem Sachschaden greift der Versicherungsschutz.

Verletzung in der Praxis

Ein Patient besucht die Praxis für Physiotherapie. Gerade wurden die Boden gereinigt, doch das nötige Schild wurde vergessen. So rutscht der Patient aus und stürzt. Wegen der Verletzungen kann der Patient Schmerzensgeld fordern.

Wie finde ich den richtigen Versicherungsschutz für mich und meine Praxis?

Jeder Physiotherapeut trägt etwas andere Risiken. Das liegt daran, dass jeder etwas anderen Leistungen anbietet und verschiedenen Tätigkeiten nachgeht. Auf der Suche nach der passenden Versicherung sollten sich Physiotherapeuten somit zunächst mit ihren individuellen abzusichernden Risiken befassen.

Dann sollte natürlich ein Blick auf das Angebot verschiedener Versicherungsgesellschaften geworfen werden. Für aussagekräftige Informationen sollten Physiotherapeuten direkt folgende Daten angeben:

• Versicherungsbeginn
• Umsatzsumme
• Gründungsdatum
• Anzahl der Inhaber und Mitarbeiter

Auch weitere Berufe können genannt werden. Viele betreiben nicht nur Physiotherapie, sondern sind auch in der Osteopathie oder als Heilpraktiker tätig. Auch folgende Weiterbildungen können in die Versicherung aufgenommen werden:

• Ataxie
• Atemtherapie
• Bobath
• Chirogymnastik
• Fasziale Behandlung
• Lymphdrainage
• Manuelle Therapie
• McKenzie Konzept
• Marnitztherapie
• Osteoporose
• Schmerztherapie

Wie hoch sind die Kosten für eine Berufshaftpflicht für Physiotherapeuten?

Es lässt sich nicht pauschal sagen, wie teuer eine Berufshaftpflicht für Physiotherapeuten ist. Es gibt verschiedene Tarife von Versicherungsgesellschaften, die sich hinsichtlich Leistungen und Kosten unterscheiden. Am besten ist daher ein eingehender Versicherungsvergleich. Immerhin sind die Risiken je nach Tätigkeit unterschiedlich.

Folgende Faktoren beeinflussen die Kosten einer Berufshaftpflichtversicherung für Physiotherapeuten:

• Versicherungssumme
• Tätigkeiten und Risiken
• Versicherungssteuer
• Jährlicher Gesamtumsatz
• Zu versichernde Therapeuten und Mitarbeiter

Je nach Tätigkeit ist das Risiko höher oder geringer. Das beeinflusst wiederum, wie hoch man die Versicherungssumme ansetzen sollte. In der Regel empfiehlt man mindestens 3.000.000 Euro.

Besonders dann, wenn das Risiko besteht, dass sich ein Mensch verletzt, ist es besser, eine hohe Versicherungssumme zu wählen. Durch fehlerhafte Behandlungen können im schlimmsten Fall dauerhafte Einschränkungen entstehen. Das macht eine Auszahlung der Rente für den Betroffenen nötig.

Ist ein Physiotherapeut nicht versichert, muss er für all diese Kosten selbst aufkommen. Das bedroht nicht selten die Existenz von Therapeuten. Sie müssen ihre Karriere oftmals aufgeben und Insolvenz anmelden. Eine Absicherung in einer entsprechenden Höhe ist daher wichtig.

Was tun bei Schließung der Praxis?

Wer seine Praxis schließen muss, stellt sich oft die Frage: Was mache ich mit meinen vorhandenen Versicherungen? Tatsächlich bieten die meisten Versicherer aus diesem Grund ein Sonderkündigungsrecht an. Somit müssen Therapeuten nie länger in die Versicherung einzahlen als nötig.

Jedoch sollte sich jeder bei der eigenen Versicherungsgesellschaft informieren. Ein individueller Ansprechpartner kann zu diesen Themen weiterhelfen.

Welche Versicherungen benötigt ein Physiotherapeut noch?

Mit der Berufshaftpflicht allein ist es nicht getan. Physiotherapeuten brauchen noch mehr Versicherungen, um in ihrem Berufsalltag ideal abgesichert zu sein. Zu diesen Versicherungen zählen:

• Rechtsschutzversicherung: Ein guter Rechtsschutz greift bei langfristigen rechtlichen Folgen. Somit gilt: Dort, wo die Berufshaftpflicht endet, fängt die Rechtsschutzversicherung an.
• Inhaltsversicherung: Wer eine Praxis führt, sollte auch das Hab und Gut wie Einrichtungsgegenstände und Möbel versichern. Vor allem Therapiegeräte können sehr kostspielig sein. Werden sie durch Leitungswasser, Unwetter oder andere Ursachen beschädigt, greift die Versicherung.
• Berufsunfähigkeitsversicherung: Diese Art der Versicherung spielt für alle Freiberufler eine wichtige Rolle. Immerhin kann es immer passieren, dass man wegen eines Unfalls oder eines anderen unvorhergesehenen Ereignisses nur noch eingeschränkt seiner Arbeit nachgehen kann.
• Praxisunfallversicherung: Muss die Praxis aufgrund eines Unfalls geschlossen bleiben, kann das für einen Physiotherapeuten mit hohen Verlusten einhergehen. Die Praxisunfallversicherung springt ein.
• Cyberversicherung: Mit einer Cyber-Versicherung schützen sich Physiotherapeuten vor Angriffen von Hackern. [2]

Wie bei allen anderen Freiberuflern sollten Physiotherapeuten auch über eine gute Altersvorsorge sowie eine private Krankenversicherung nachdenken.

Fazit: Physiotherapeuten-Berufshaftpflicht als absolutes Muss

Berufe, in denen eng mit Menschen zusammengearbeitet wird, bergen hohe Risiken. Ein Physiotherapeut kann Personen-, Sach- und Vermögensschäden verursachen. Die entstehenden Kosten können seine Existenz bedrohen, wenn er nicht versichert ist.

Die Risiken im Beruf eines Physiotherapeuten sind sehr unterschiedlich. Das macht einen Vergleich verschiedener Tarife unabdingbar. Durch eine eingehende Beratung lässt sich die Versicherung auch einem Test unterziehen. So findet jeder Physiotherapeut die richtige Absicherung.

Typische Berufsgruppen in der Berufshaftpflichtversicherung